Entscheidung zum Ahlener Rathaus:

Neubau oder Sanierung ?

Architekten stellen Neubaupläne infrage

Aus Sicht der Ahlener Architekten sprechen mehr Gründe für eine Erhaltung und Sanierung des Rathauses (Plan A) als für einen Neubau (Plan B). Das verdeutlichten Silke Anna Linnemann, Stefanie Schürmann, Christian Tripp, Agnes Weber, Carsten Heitfeld und Matthias Blume am Montagabend im Konferenzzentrum der Lohnhalle auf der Zeche.

Plan A beanspruche deutlich weniger Fläche, stellte Christian Tripp fest, der die bestehende städtebauliche Qualität als überzeugend beschrieb. Über den vorgesehenen Neubau des Rathauses auf dem bisherigen Rathausparkplatz lasse sich bislang nicht mehr sagen, als dass ein vier- bis fünfgeschossiger Funktionsbau vorgesehen sei. Tripp sprach sich dafür aus, bei Realisierung des Neubaus eine architektonisch qualitätvolle Lösung in Verbindung mit dem Kunstmuseum anzustreben. Als nachteilig wurde es von Stefanie Schürmann empfunden, dass es bei den vorliegenden Planskizzen lediglich um eine Layoutplanung handle, was einen direkten Vergleich von Plan A und B schwierig mache. Sie forderte, vor der Entscheidung eine Bedarfs- und Potenzialanalyse durchzuführen.

Gegen einen Neubau von Rathaus und Bürgercampus spricht nach Ansicht von Matthias Blume, dem einzigen Ingenieur in der Gruppe, die notwendige Pfahlgründung für beide Neubauten. Diese habe sich bereits beim Bau des jetzigen Rathauses als problematisch erwiesen und berge bei Neubau aufgrund des Fließsandes unbekannte Risiken, die sich statistisch belegen ließen und die bislang nur grob geschätzten Kosten deutlich erhöhen könnten. Kostensteigerungen bei derartigen Ar­beiten von 30 bis 40 Prozent seien derzeit keine Seltenheit.

Agnes Weber führte aus, dass sich das jetzige Rathaus bei einer vollständigen Entkernung energetisch mit dem Standard eines Nullenergie-Hauses sanieren und sich die neue Fassade mit einer Photovoltaik-Anlage ausstatten ließe, die je nach Größe bis zu 130 000 Kilowattstunden Strom erzeugen könne. Zudem führte sie den Nachweis, dass der von den Gutachtern berechnete CO-Ausstoß von 25 000 Kilogramm im Laufe von 30 Jahren beim Rathaus viel zu hoch angesetzt worden sei. Zum Thema Barrierefreiheit schlug sie vor, von der hinteren der Werse zugewandten Rathausseite ein weiteres Eingangsportal zu schaffen, das diesen Namen auch verdiene, und das Gebäude mit einem Aufzug und einem eigenen Treppenhaus zu erschließen. Damit ließe es sich in Teilen auch fremdvermieten.