Besuch in der JVA Justizvollzugsanstalt Werl

In der Justizvollzugsanstalt Werl sind die harten Fälle, u.a.  Geiselgangster Dieter Degowski und zahlreiche andere Schwerverbrecher.


Besuch in der JVA WerlBesuch in der JVA Werl

Herr Jelentrup, stv. Anstaltsleiter begrüßte mit seinen Mitarbeitern Hr. Osterhaus, Leiter Arbeitsverwaltung, Hr. Hengst stv. Arbeitsverwaltung und weiteren Mitarbeitern die Besucher der MIT Mittelstandsvereinigung aus Ahlen. Er dankte Matthias Thon für das Interesse an der JVA und schilderte in einem Vortrag den Werdegang und aktuellen Stand der JVA Werl.  

Die Justizvollzugsanstalt Werl befindet sich auf einem etwa 13,5 ha großen Gelände in Werl und wurde 1906-08 errichtet. Am 1. Juli 1908 ist die Justizvollzugsanstalt Werl als "Königlich-Preußisches Centralgefängnis" in Betrieb gegangen.

„Die Vollzugseinrichtung hat Platz für 863 Insassen, die in 3 Hafthäusern auf insgesamt 635 Einzel- und 228 Gemeinschaftshaftplätzen untergebracht sind. Davon sind 200 Insassen mit unbestimmter Vollzugsdauer „. so Jelentrup.

Im Neubau befinden sich 140 Sicherungsverwahrte und 100 Lebenslängliche. Momentan sind 804 Insassen in Werl, ca. 30 % Ausländer. Damit gehört die JVA Werl zu den großen Justizvollzugsanstalten in Deutschland und ist größte Arbeitsverwaltung des Landes . Die Kosten betragen pro Insasse 100 Euro /Tag plus 25 Euro Miete (Gebäude sind gemietet).

Die Gefangenen, sollten sie geeignet sein, können im Knast eine Lehre beginnen. Jeder wird bei seiner Ankunft in der JVA Werl auf seinen Leistungsstand getestet. Für die meisten hört es schon bei den Grundrechenarten und dem Namenschreiben auf.

Das Leben im Gefängnis ist durchgeplant. Der Tag beginnt um sechs Uhr. Die meisten Insassen gehen nach dem Frühstück arbeiten, als Tischler, Schreiner oder Bäcker. Dafür erhält ein Gefangener pro Tag 15 Euro. Einen Teil davon darf er behalten und damit im knasteigenen Tante-Emma-Laden einkaufen. Der Mehrwert, den die Gefangenen produzieren, wird zur Minderung der allgemeinen Kosten verwendet.

Ab 16 Uhr wird es lebhafter, in den Wohngruppen sind die meisten Türen offen, die Insassen können duschen und einander besuchen, es gibt Teeküchen, Gemeinschafts- und Fitnessräume, Sportplätze - von Elektrozäunen umgeben. Bewaffnetes Personal kontrolliert die Anlage von sieben Wachtürmen aus Tag und Nacht.

Auch die Besichtigung einer 9qm Einzelzelle mit Toilettenraum erfolgte, oben am Wandende ein vergittertes Fenster. „Hier möchte ich keinen Tag als Gast verbringen“, sagte Matthias Thon.

Die Justizvollzugsanstalt hat verschiedene Aufgabenschwerpunkte. Der gesetzliche Auftrag und die Ziele des Strafvollzugs sind im Strafvollzugsgesetz (StVollzG) festgeschrieben:

 §2 StVollzG: Aufgaben des Vollzuges  
Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen (Vollzugsziel). Der Vollzug der Freiheitsstrafe dient auch dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten

Der Gesetzgeber nimmt an, dass viele Strafgefangene (noch) nicht fähig sind, in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen, sie aber diese Fähigkeiten im Vollzug der Freiheitsstrafe erwerben könnten (Resozialisierung). Damit jeder Strafgefangene das Vollzugsziel erreichen kann, bietet der Justizvollzug des Landes Nordrhein-Westfalen ein differenziertes Behandlungsangebot an.

Der Vollzug der Freiheitstrafe dient aber, wie erwähnt, auch dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten, der Vergeltung des schuldhaft begangenen Unrechts und der Bestätigung der Rechtsordnung. Nach dem Strafvollzugsgesetz sind die Gefangenen verpflichtet, einer ihnen zumutbaren Arbeit oder arbeitstherapeutischen Maßnahme nachzukommen.

Unternehmerbetriebe werden die Produktionsstätten der Anstalt genannt, die freie Unternehmer von "draußen" anmieten und darin ihre Produkte gegen ein an die Anstalt zu zahlendes Entgelt von Gefangenen herstellen lassen. In manchen Betrieben der Anstalt werden auch Ausbildungsgänge angeboten, so zum Bäcker und Konditor, zum Koch und Tischler. Zudem werden Insassen in der Arbeitstherapie Motivation, Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt, die eine Eingliederung zunächst in den anstaltsinternen Arbeitsprozess ermöglicht.

In der Bäckerei werden monatlich ca. 90 Tonnen Mehl zu Bäckereiwaren für die JVA Werl und 18 weitere Justizvollzugsanstalten verarbeitet. Die Schlosserei enthält neben den Werkstattflächen auch einen Schweißraum zur Edelstahlverarbeitung. Aber auch leichtere Stahlprodukte, wie zum Beispiel Möbelgestelle, werden in der Schlosserei hergestellt. In der hellen Schneiderei werden zum Beispiel Arbeitsbekleidungen und Hauswäsche genäht.

Die Eigenbetriebe - hier tritt die JVA selbst als Unternehmer auf, etwa in der Schreinerei, der Schlosserei oder der Schneiderei - und 5 Unternehmerbetriebe - hier lassen freie Unternehmen in der Anstalt produzieren - bieten ein breites Spektrum von Arbeitsplätzen mit unterschiedlichen Anforderungen und dementsprechend gestaffelten Verdienstmöglichkeiten, von einfachen Montagearbeiten über solides Handwerk bis hin zur Bedienung komplexer, computergesteuerter Werkzeug-Automaten. Aufsicht, Anleitung und Qualitätskontrolle leisten im sog. Werkdienst 41 Handwerksmeister, unterstützt von 20 Bediensteten des allgemeinen Vollzugsdienstes. Die Eigenbetriebe führt die Anstalt wie ein selbständiger Unternehmer: in eigener Verantwortung werden eigene Produkte geplant, hergestellt und vermarktet. Der Kundenkreis umfasst Behörden, Unternehmen und Privatpersonen.Der Umsatz liegt bei ca. 4-6 Mio Euro jährlich, die Beschäftigungsquote beträgt ca. 65-75 %. Sie können die Anstalt bei der Resozialisierung der Insassen in diesen Bereichen unterstützen, indem Sie Produkte der Eigenbetriebe kaufen.

Die Gefangenen erhalten für die von ihnen geleistete Arbeit ein Entgelt, das zwischen 8 und 15 Euro pro Arbeitstag beträgt. Von diesen Einkünften wird ein Teilbetrag für die Insassen angespart, um ihnen ein kleines finanzielles Polster für die erste Zeit nach der Entlassung zu verschaffen. Das restliche Entgelt steht den Insassen zur Verfügung, um beispielsweise Unterhaltspflichten zu erfüllen, Schadensersatz zu leisten oder auch beim Anstaltskaufmann Tabak, Kaffee oder andere zulässige Waren einzukaufen.

Im Rahmen der ausführlichen Besichtigung wurden die verschiedenen Betriebe der JVA Werl gezeigt. Dazu zählen insbesondere die Betriebe ATM (Arbeitstherapeutische Maßnahme), „Montage/Demontage“, Holzdesign, die Schreinerei inklusive Tischlerausbildung und Oberflächentechnik, die Schlosserei, die Schneiderei und der Kabelzerlegebetrieb (Kabelhof) und Küche. Das Mittagessen wurde im Ausbildungsbetrieb der Kantine für die Mitarbeiter serviert und hat ein hohes Niveau. Alle Fragen der MIT-Gäste wurden von den Mitarbeitern ausführlich beantwortet.

Es war ein spannender, informativer und auch sicherlich nachdenklich stimmender Tag der tiefe Eindrücke bei den Gästen hinterlassen hat und nach 5 Stunden endete.

Der besondere Dank geht an Herrn Jelentrup, stv. Anstaltsleiter, der diesen Besuch ermöglichte und Herrn Hengst, stv. Arbeitsverwaltung, der gemeinsamen mit Matthias Thon, stv. Vorsitzender MIT Mittelstandsvereinigung den Tag geplant hat.

www.knastladen.de